
Es war ein kühler Herbstabend im Jahr 2016. Wir, die Gründungsmitglieder der damals noch namenlosen Gypsy Jazz Combo, sassen nach einer langen Probe in unserem üblichen Stammlokal in Kleinbasel. Die Luft war dick von guten Ideen, verbrannten Akkorden und dem Duft von Bier. Wir waren uns einig über unseren Sound – den unwiderstehlichen Swing von Django Reinhardt – aber wir brauchten noch diesen einen, perfekten Namen.
Wir warfen Namen in den Raum: „Les Trois Pompes“, „Hot Club de Bâle“, „Swing Manouche Express“. Alles nett, aber es fehlte die Würze, die Story, das Mysterium.
Jeanne-Pascale (Gesang) stützte den Kopf in die Hände. „Wir spielen die Musik des grössten Sinti-Gitarristen aller Zeiten. Wir brauchen einen Namen, der die Tiefe, die Herkunft ehrt!“
Esra (Gitarre) zuckte mit den Achseln. „Dann nenn uns ‚Django’s Cousins‘ – aber das ist schon vergeben.“
Die „historische“ Eingebung
Ich weiss nicht mehr, wer von uns die zündende Idee hatte, aber es geschah, als ich gerade in einem dicken, alten Buch über Jazzgeschichte blätterte, das jemand auf den Tisch gelegt hatte. Die Seiten rochen nach Keller und Abenteuer.
Plötzlich rief Reto (Bass), der uns kopfschüttelnd zugehört hatte, in die Runde:
„Jungs, habt ihr euch je gefragt, woher Django seine Fingerfertigkeit wirklich hatte? Wer war sein erster Lehrer, bevor er die Finger verlor und die Zwei-Finger-Technik erfand?“
Stille. In unseren Köpfen drehte sich nur der Name Django Reinhardt.
Ich schlug spielerisch auf das aufgeschlagene Buch. „Wir müssen nur tief genug graben, Kollegen. Die offizielle Geschichte ist immer nur die halbe Wahrheit!“
Und in diesem Moment der kollektiven Übermüdung, der überschäumenden Kreativität und vielleicht – nur vielleicht – einer Prise zu viel Rotwein, wurde der Mythos Ante Guri geboren.
Wir begannen, uns einen längst vergessenen, brillanten Sinti-Gitarristen auszudenken. Einen Schattenmann, der in den 1920er Jahren irgendwo im belgisch-französischen Grenzgebiet lebte. Ein alter Meister, der dem jungen, wilden Jean-Baptiste „Django“ Reinhardt die allerersten Griffe und die Geheimnisse des La Pompe beibrachte.
„Er hiess Ante Guri!“, rief Jeanne-Pascale, die den Namen auf dem Weingut-Etikett neben sich entdeckt hatte.
„Genau!“, stimmte Esra ein. „Ante Guri – der Urmeister des Gypsy Swing! Ein Name, der nur den Insidern bekannt ist. Er wollte nie berühmt werden. Er sagte: ‚Mein grösstes Werk wird mein Schüler sein.‘ Und so verblasste er in der Geschichte.“
Unser Vermächtnis als „Guri-Jünger“
Die Geschichte nahm ihren Lauf. Wir beschlossen, dass unser Bandname eine Hommage an diesen fiktiven, grossen Lehrmeister sein musste, der Django erst zu dem machte, was er war. Es war unser Augenzwinkern an die strenge Jazz-Welt und gleichzeitig unser Bekenntnis zum wahren, wilden Geist der Musik.
Der Name Ante Guri stand.
Seit diesem Abend im Herbst 2016 tragen wir stolz den Namen unseres „Gründervaters“. Wir sind die musikalischen Enkel eines Mannes, der nie existierte, aber dessen Geist in jedem Takt des Gypsy Jazz weiterlebt. Und wenn Sie uns das nächste Mal auf der Bühne sehen, wissen Sie: Wir spielen nicht nur Django – wir spielen Ante Guri.
Fragen Sie uns bei Gelegenheit, wir erzählen Ihnen gerne mehr über seine berühmten, verlorenen Manuskripte… wenn wir sie nicht gerade vergessen haben, in welchem Keller sie liegen. Swing!
(Anmerkung: Die Band Ante Guri spielt Musik im Stil von Django Reinhardt, aber die Geschichte über „Ante Guri“ als seinen Lehrer ist eine liebevolle Erfindung der Band für diesen Blogbeitrag.)


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